Freitag, 16. Mai 2008
Den Umzug der Kunstschule „Studio Zeiler" nach Neuhausen feierten Sänger Platon Svetz, Studio-Leiterin Katharina GOLDYN - Vogl, Gründer Peter Zeiler und seine Frau Felicitas sowie eine Besucherin (von links).
Foto: Wally Schmidt
Der Zeichenstift als Seziermesser
Vor 50 Jahren gründete Peter Zeiler seine Kunstschule
„Beim Zeichnen und Malen geht es darum, intensiv sehen und betrachten zu lernen." Das hat Peter Zeiler weit mehr als 1000 Schülern in seiner Kunstschule - eigenen Angaben zufolge die älteste private Schule für Zeichnen und Malen in München - in der Maxvorstadt beigebracht. 1958 gegründet, musste das „Studio Zeiler" jetzt im Jubiläumsjahr sein angestammtes Quartier in der Schelling-straße aufgeben und ein neues Domizil in der Olgastraße in Neuhausen beziehen.
Den Umzug nahm der 78-Jährige zum Anlass, die Leitung des „Studios für Zeichnen, Malen und Modellieren" an Katharina GOLDYN - Vogl zu übertragen. Die akademische Malerin und Bildhauerin ist im Neuhauser Künstlerhof tätig und zeigte sich bei der Eröffnungsfeier voller Respekt: „Peter Zeiler hat einen legendären Ruf begründet."
Der gebürtige Kemptener, der jetzt mit seiner Frau Felicitas wieder in Irsee lebt und in seinem Atelier hauptsächlich Plastiken aus Keramik schafft, verhalf mit seinem Unterricht vielen jungen Leuten zum Einstieg in die Berufsausbildung: sprich beim Erstellen der Bewerbungsmappe oder bei der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung an Kunstakademien oder Fachhochschulen. Fast alle seine Schüler hätten die Zulassung geschafft, freut sich Zeiler rückblickend. Eine prominente Schülerin sei Otto von Habsburgs Tochter Gabriela gewesen. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München, ist Bildhauerin und inzwischen international tätig. Sie und viele andere bekamen in dem Unter-richtsraum hoch über der Schellingstra-ße insgesamt 14 Zeichenschritte beigebracht. Denn „Zeichnen ist ein grundlegendes Fundament für die meisten künstlerischen und gestalterischen Berufe", resümiert der unter anderem mit dem Kunstpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnete Bildhauer und Maler. Von 1967 bis 1976 war er an der Bildhauerschule in Oberammergau tätig sowie in den achtziger Jahren Lehrbeauftragter an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Wo auch immer er unterrichtete, warnte er - im Zeichenschritt eins - die Schüler davor, „anfangs ähnlich wie ein Fotoapparat zu zeichnen". Stattdessen müsse man weg vom oberflächlichen Seherlebnis und das Gegenüber, ob beim Aktoder Porträtzeichnen, tiefer erfassen („schärfer sehen") und versuchen, die Dimensionen von Form und Raum zu erforschen. Doch damit nicht genug, „man muss den anderen erleben", empfiehlt der erfahrene Lehrer. Wer angesichts solcher Ratschläge an der eigenen Begabung zu zweifeln beginnt, für den findet Zeiler aufmunternde Worte: „Prinzipiell hat jeder ein Talent." Wally Schmidt